Ein Bericht von Dennis Rombey. Wie kommt man eigentlich auf die Idee am anderen Ende der Welt, im konkreten Fall Chile, einen Triathlon zu bestreiten, fragt sich bestimmt der ein oder andere von euch? Gute Frage! Es handelt sich um einen gemeinen, aber durchaus wirksamen Trick meiner Frau mich für die Dinge zu gewinnen, bei denen sie davon ausgeht, dass ich denen erstmal skeptisch bzw. nicht direkt überzeugt gegenüberstehe. Funktioniert aber recht zuverlässig 😉

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Wir sind also mit Sack und Pack, besser gesagt mit Rad und Pack, am zweiten Weihnachtstag von Düsseldorf über Madrid nach Santiago de Chile aufgebrochen. Vor Ort wurden wir von unserer Nichte, die in Chile lebt, am Flughafen abgeholt. Von dort ging es dann weiter Richtung Süden zur ersten Zwischenstation bis zur Woche vor dem eigentlichen Wettkampf. Beim Sprung von unter zehn auf über 30 Grad wurde sich erstmal fleißig akklimatisiert, inklusive eintägigem Höhentraining in den Anden zwei Tage vor dem Start.  

Jetzt wird’s ernst: Wir sind ca. eine Woche vorher, zum eigentlichen Ort des Geschehens, also Pucón, aufgebrochen. Pucón ist kleines schönes Städtchen, dass in Chile vor allem für seine zahlreichen (Fun-) Sportmöglichkeiten, eingebettet von Vulkanen und Seen, bekannt ist. Einige dieser Funsportaktivitäten haben wir auch ausgiebig, wenngleich nicht immer ganz im Sinne des Trainings, getestet. Aber ein bisschen Urlaub muss ja auch sein!  

Aber kommen wir zum eigentlichen Grund meiner Berichterstattung: der Wettkampf am 08. Januar, inkludiert mit den Eindrücken vor Ort vor dem eigentlich Tag X.

Ohne jemals in Kona gewesen zu sein: genauso stelle ich mir die WM-Atmosphäre dort vor. Überall fahren amerikanische Pick-Up Trucks mit Triathlonrädern auf der Ladefläche, Triathleten laufen/joggen durch die Stadt oder sitzen in den diversen Cafés und Restaurants und es gibt eine Team-Parade im Vorfeld der Veranstaltung. Es dauerte also nicht wirklich lange, bis sich das vorfreudig nervöse Kribbeln entwickelte.

Was besonders auffällig ist, sind die zahlreich zu findenden Tri-Teams samt Bus oder Truck mit all ihrem Equipment. Auch bei den morgendlichen Ausfahrten auf der Rennstrecke oder rund um die Stadt steht hier und da ein Team-Bus mit mobiler Werkstatt, Café und Frühstück.  

Überall wo man hinkommt nette und gut gelaunte Menschen, die uns immer und trotz aller Sprachbarrieren geholfen haben. Vieles läuft hier deutlich entspannter aber trotzdem nicht weniger professionell ab – ein Exkurs in Gelassenheit, insbesondere wertvoll für die mentale Gesundheit vor dem Wettkampf;-).

Das Event beinhaltet neben der Mitteldistanz noch ein Kids-Race und einen Schnuppertriathlon, sodass ein volles Triathlonwochenende für alle Sportbegeisterten gesichert ist!

Es geht los: Start am Sonntagmorgen um acht Uhr für die Profis und kurz danach durften wir Agegrouper ran. Natürlich erst nach der chilenischen Hymne! Geschwommen wird im riesigen Lago Villarrica mit dem für Chile typisch schwarzen (Vulkan-)Sandstrand und in den frühen Morgenstunden noch eingebettet von tiefziehenden Wolken. Was für eine Gänsehautkullisse! Es ist zwar tagsüber immer recht warm, da es sich nachts aber immer wieder gut abkühlt, entsprach der See den Neo-Temperaturen und war eine willkommene Abkühlung am bereits warmen morgen.

Raus aus dem Wasser stand der erste Lauf des Tages in Richtung Wechselzone an. Lustiger Funfact am Rande: Es gibt nach dem Wasserausstieg sogenannte „Stripper“ – ein Schelm, der Böses dabei denkt – die einem wirklich aktiv und ganz offiziell aus dem Neo geholfen haben. Vielleicht eine gute Alternative für alle, die das Rauspellen aus der Gummipelle in good old germany leid sind. Nach knapp 1,2 Kilometern Laufstrecke kam ich dann endlich zum Sprung auf den Fahrradsattel und dann direkt raus aus der Stadt auf den Highway in Richtung Wendepunkt. Die Strecke an sich ist geprägt von kaum spürbaren aber langgezogenen Steigungen mit teilweise etwas ruppigem Untergrund. Immer durch schöne kleine Dörfchen mit vielen Stimmungsnestern und immer im Rücken des Vulkans Villarrica.  

Die Laufstrecke führte zum Teil durch die Stadt und zum Teil über eine wunderschöne, aber sehr hügelige Halbinsel durch wunderbare grüne Landschaften. Mit knapp 330 Höhenmeter auf jeden Fall eine Herausforderung für mich und der bis dato härteste HM, zumal auch die Temperatur auf über 30 Grad kletterte.

Gänsehaut hatte ich trotzdem…das lag aber vor allem an der unfassbar guten Stimmung an der Strecke. Anhänger der Triathlonvereine standen in Gruppen zusammen und sangen lauthals für ihre Athletinnen und Athleten, Anwohner mit Musikanlagen und Wasserschläuchen, ganze Familien mit Megafonen und Musikboxen und auch die Feuerwehr sorgte für Kühlung der AthletInnen – einfach richtig gut. Die „Vamos!“ Rufe hatte ich noch die ganze Woche im Ohr. Darüber hinaus gab es entlang der GESAMTEN Strecken unfassbar viele Helfende, die während der ganzen Zeit unermüdlich mit ihren gelben Fahnen wedelten und die Athleten anfeuerten. So etwas habe ich in der Form noch nicht erlebt!

Der Zieleinlauf am Strand setzte dem ganzen dann noch die Krone auf! Für mich definitiv ein unvergessliches Erlebnis. Ganz zu schweigen von den frischen Hamburgern im Ziel 😉

Jeder und jedem der Lust, Zeit – und natürlich auch die nötige Reisekasse hat – kann ich dieses Event und das Land sehr ans Herzen legen. Natürlich auch für jedes andere Event außerhalb unserer Triathlonbubble…