2. Platz beim Ironman Florida 2018 und Hawaii-Qualifikation

von  | Dez 15, 2018 | News

Hinter jedem Erfolg steckt eine lange, harte Vorbereitung und ein Team von Experten aus allen Bereichen. Hier sind einige Einblicke, wie ich es geschafft habe, Anfang November beim Ironman Florida als 2. meiner Altersklasse die beste Position jemals bei einem Ironman und damit zum dritten Mal die begehrte Hawaii-Qualifikation zu erzielen. Das Training begann eigentlich genau vor einem Jahr und es liegen über 600h Training hinter mir, die mein Trainer Mark Sauer von STAPS mir vorgegeben hat, durchschnittlich 12h pro Woche. Rechnet man noch Anfahrten, Vorbereitung, Tests, Massagen und Materialpflege hinzu, werden es wohl insgesamt an die 900h sein, das entspricht einer Halbtagsstelle. Die Effizienz des Trainings, also keine Junk miles, spricht für die Trainingsmethodik und Saisonplanung.

An meinem Canyon Speedmax SLX habe ich noch kleine Veränderungen vorgenommen, die ich bei einem Bike Fitting und Aerotest mit Jonas Kraienhorst von STAPS erarbeitet habe. Dadurch konnte ich einige Watt bei der Aerodynamik herausholen und gleichzeitig bequemer und länger in der Aerohaltung auf dem Rad sitzen. Ich habe von 175mm auf 170mm-Kurbeln umgestellt und den Pedalerhöhung um 4mm durch Wechsel auf Speedplay verringert. Dadurch wurde meine Hüftbeugung beim Radfahren deutlich reduziert. Mein Mechaniker Thomas Sonntag hat mir noch ultraleichte Titanschrauben und leichtlaufende Lager ins Bike verbaut, obwohl es bereits das gleiche ist, das die Hawaii-Sieger Patrick Lange und Jan Frodeno fahren. Auch mein Personal Trainer Tobias Gassmann, der mir mit seinen Faszienübungen zu mehr Flexibilität verholfen hat und mein Physiotherapeut Alexander Derix, der mir nach manchem anstrengenden Trainingswochenende montags die Beine gelockert hat, gehören zu meinem virtuellen „Team“.

Die Wettkampfernährung habe ich komplett umgestellt auf das Gel von Maurten. Bei den Special Needs Stationen beim Radfahren und Laufen hatte ich Nachschub davon hinterlegt. Dadurch habe ich im gesamten Rennen neben Wasser nur ein Produkt zu mir genommen, keine Cola, kein Gatorade oder Red Bull. Bei der Bekleidung habe ich auch dieses Jahr umgestellt auf den neuen Trisuit von Fe226 und den Neoprenanzug von Zone3. Dank dafür an Sebastian Weber und Roy Hinnen, die den Anzug im Schwimmkanal getestet haben. Und schließlich gehört auch ein guter Freund und Leidensgefährte zur Vorbereitung, denn mit Frank Schmähling der hier ebenfalls an den Start ging, konnte ich im Vorfeld fachsimpeln und jedes Detail durchplanen.

Das Rennen war wegen des Hurricane Michael kurzfristig von Panama Beach nach Haines City in der Nähe von Orlando verlegt worden, leider zu meinem Nachteil, da Rad- und Laufkurs nun recht hügelig und das Wetter heiß (30 Grad) und schwül (95% Luftfeuchte) wurden. Aufgestanden bin ich um 3h00 zum längsten Tag des Jahres. Zusammen mit Frank bin ich um 6h35 ins Wasser gelaufen. Über die 3,8km Schwimmen im See konnte ich die viertbeste Zeit (1h01:10) von 213 in meiner Altersklasse erzielen. Auf dem Rad lief es sehr flüssig, Frank holte mich erwartungsgemäß nach einigen km ein und wir sind fair mit Abstand aber stets in Sichtweite die zwei Runden zu Ende gefahren, mit Bestzeit in 4h54:54. Der Asphalt glühte als ich auf die bergige und kurvige (insgesamt 40 U-Turns) Laufstrecke ging.

Nach einer Runde überholte mich ein Däne aus meiner Altersklasse – uns wurde mit Edding das Alter auf die Wade geschrieben. Mein Lauftempo war niedriger als geplant, ich hatte mit 3h45-3h50 geplant. Auf der zweiten Runde musste ich einige Male an der Verpflegungsstation gehen, immer mehr meiner Altersklasse schienen mich zu überholen, nicht wissend, dass diese Athleten erst auf ihrer ersten Runde waren, also in sicherem Abstand. Da es keine Bändchen je Runde gab, war es mir nicht möglich, den Unterschied zu erkennen. Verzweifelt motivierte ich in der dritten Laufrunde meine Kräfte, dabei half mir ein leichter Schauer und dunkle Wolken am Himmel, die Tropfen verdampften allerdings sofort wieder auf dem Boden. Mit der viertbesten Marathonzeit in 4h04:27 erreichte ich endlich das Ziel. Frank war bereits im Ziel und rief mir zu: „Zweiter!“ und ich fragte „Du?“, „Nein, wir beide!“ Er war ja eine Altersklasse unter mir und so war die Freude riesig, wie auf dem Foto zu sehen. Mit einer Gesamtzeit von 10h14:04 finishte ich als 2. meiner Altersklasse M50-54 mit 213 Athleten und wurde 37. Im Gesamtklassement. Damit hatte ich einen von vier Hawaii-Slots sicher.

Ralf Schön